Tief durch atmen, den Rundumblick genießen, sich den Schweiß von der Stirn wischen, den Ausdruck von Zufriedenheit in den Gesichtern der Mitstreiter beobachten, stolz sein auf die Leistung, die man vollbracht hat, all dies waren die Empfindungen, die ich bei unserer Bergtour von der Berliner Hütte über das Schönbichler Horn zum Furtschaglhaus erleben durfte.
Aber der Reihe nach. Am Freitag früh verließen wir, eine bunt gemischte Truppe aus Jung und Alt, 9 Männer und 3 Frauen, Ebern. Ziel war Straß im Zillertal, und die oben erwähnte Tour. Um 11 Uhr angekommen, trafen wir auf Bürgermeister Knapp, der uns herzlich begrüßte, und auf Karl Linger, unseren Bergfreund, der uns während der Tour mit Rat und Tat zur Seite stehen sollte. Nach dem Transfer nach Breitlahner stiegen wir alsbald, mit Zwischenstopp auf der Grawandalm, auf zu unserem Basislager, der Berliner Hütte auf 2042 Meter. Abendessen, Karten spielen, schlafen, 6.00 Uhr aufstehen.
Um 7.00 Uhr am Samstag begann die Tour, die wir uns ausgesucht hatten. Erst ging es runter auf 1900 Meter, aber dann nur noch aufwärts. 1200 Höhenmeter mussten überwunden werden. Leicht bedeckter Himmel, angenehme Temperaturen und aufwärts laufen. Jeder Schritt bringt Höhenmeter. Über Granitplatten, Bachläufe, am Grat entlang, einen Schritt vor den anderen setzen, Konzentration auf sich selbst. Nach 3 Stunden hatten wir ca. 2700 Meter erreicht. Blick nach oben: ” Was mache ich hier eigentlich”, nutzte aber nichts, absteigen nach unten war genauso weit. Also wieder konzentriert und weiter nach oben. Mittlerweile hatte Karl die Gruppe so eingeteilt, dass jeder sein Tempo laufen konnte. Die letzten 130 Meter mussten dann mit Händen und Füßen, zum Teil am Sicherungsseil überwunden werden. Es war also wie in der Werbung alles dabei, Spiel, Spaß, Spannung. Am Gipfel des Schönbichler Horns auf 3134 Meter erfüllten mich dann die oben genannten Gefühle. Ich war einfach zufrieden mit mir und der Welt in diesem Moment. Danach stiegen wir noch ca. 2 1/2 Stunden abwärts, auch hier teilweise wieder am Sicherungsseil, über Granitplatten, Schneefelder und ausgetretene Pfade nach unten zum Furtschaglhaus auf 2295 Meter, unserem samstäglichen Übernachtungsquartier. Um 16.00 Uhr auf der Terrasse der Berghütte in der Sonne sitzen, ein kühles Bier genießen, in die wunderbare, von der Sonne beschienene Bergwelt blicken, fachsimpeln, unbezahlbar. Abendessen, Karten spielen, schlafen, 6.00 Uhr aufstehen.
Um 7.00 Uhr am Sonntag, in der Nacht hatte ein achtstündiges Gewitter mit starken Regenfällen um die Hütte getobt, stiegen wir vom Furtschaglhaus ab zum Schlegeisspeicher. Der Plan war, um 11.30 wieder in Straß zu sein, um am dort stattfindenden Dorffest teil zu nehmen. Wir kamen sehr gut voran, standen schnell am hinteren Ende des Schlegeisstausees, wollten über den Damm, aber der war weg, vom Gewitter und den Wassermassen weggespült. Karl alarmierte die Bergwacht, die wiederum schickte uns ein Fischerboot, das uns auf die andere Seite brachte. Dann marschierten wir vor zur Staumauer und zum Postbus, mit dem Postbus nach Breitlahner, dann mit den PKWs zurück nach Straß. Um 13.30 Uhr waren wir da, die Blasmusik spielte extra für uns, und Bürgermeister Knapp ließ es sich nicht nehmen, uns zu beglückwünschen. Nachdem wir uns gestärkt hatten, machten wir uns, verabschiedet von Freunden, auf den Rückweg nach Ebern. Am Sonntag um 19.00 Uhr endete ein sensationelles Bergwochenende, mit tollen Leuten und tollen Erfahrungen.
